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Obergericht Zürich

Oper in Zürich

Vom Aktien- zum Subventionsbetrieb

Der Theater- und Opernbetrieb in Zürich blickt auf eine bewegte Geschichte zurück. Ihre Anfänge liegen 1834, als das «Aktientheater» als erste Spielstätte der Stadt in einem umgebauten Kornspeicher eröffnet wurde. Wie wurde der Betrieb geführt, welche Schwierigkeiten kamen dabei auf und wie ist es dazu gekommen, dass das Opernhaus jetzt an einem anderen Ort steht?

In der Zürcher Altstadt beim Hirschengraben, dort wo jetzt das Obergericht steht, haben sich 1833 Johann Georg Bürkli, Mitglied des grossen Stadtrates, und der Buchhändler Leonard Ziegler die alte Barfüsserkirche, welche damals als Kornspeicher benutzt wurde, gekauft. Daraufhin wurde die Theater-Aktiengesellschaft gegründet mit dem Zweck, ein Theater in Zürich zu errichten und zu betreiben. Die finanziellen Mittel dafür wurden mit dem Verkauf von Aktien gesichert, und der Umbau des Kornspeichers konnte beginnen. Das «Aktientheater» wurde im Dezember 1834, mit der Zauberflöte von Wolfgang Amadeus Mozart eröffnet. Der gesamte Betrieb wurde jeweils für ein Jahr verpachtet und ausschliesslich über Eintritte finanziert; die volle Verantwortung lag bei der Direktion. Die Eintrittspreise wurden von der Aktiengesellschaft selbst festgelegt. Auch die Spielzeiten unterlagen einer festen Regelung: Nur in den Wintermonaten durfte überhaupt gespielt werden. Es gab allerdings kaum gute Künstler*Innen, die Engagements zu diesen zeitlich eingeschränkten Spielzeiten annahmen. Diese Faktoren hatten einerseits zur Folge, dass eine finanzielle Sicherung des Betriebs kaum möglich war, was selbst Intendantin Charlotte Birch-Pfeiffer, welche von 1937 bis 1843 am Aktientheater war, dazu gezwungen hat, zu privater Unterstützung für den Betriebs aufzurufen. Andererseits gab es deshalb in der künstlerischen Qualität Einbussen. Erst nachdem die Theater-Aktiengesellschaft 1855 in Form eines Ultimatums der Stadt Zürich mit der Schliessung des Aktientheaters drohte, sollte die Stadt ihrer Forderung nach regelmässigen Zuschüssen nicht folgen, willigte die Stadt ab 1856 ein, für den Betrieb jährlich 2500 Fr. beizusteuern. Subventionen in dieser Grössenordnung waren allerdings kaum relevant – nur schon die Gagen im Theater beliefen sich 1856 monatlich auf etwa 6000 Fr.

Die Theaterfrage

Das Aktientheater war nach wie vor eine rein private Institution, über deren bildenden und kulturellen Wert es immer wieder öffentliche Debatten gab. Ein prominenter Beteiligter war Richard Wagner während seinem Aufenthalt in Zürich von 1849 bis 1858: In seiner Denkschrift «Ein Theater in Zürich» von 1851 schlug er vor, einen Theaterausschuss einzurichten und die Mittel zum Aufbau eines solchen Theaters zu beschaffen. Eine Umsetzung seiner Ideen blieb allerdings aus. Die jeweiligen Direktoren*innen mussten nach wie vor im Jahrestakt Subventionsanträge an die Stadt stellen, ohne Garantie auf eine Zusage der Gelder. 1889 sollten die jährlichen Subventionen auf 10‘000 Fr. erhöht werden.

Neujahrsbrand

Allerdings stürzte 1890 ein dramatisches Ereignis das Zürcher Theater in neue Schwierigkeiten: In der Silvesternacht 1889/1890 brannte das Aktientheater während einer Vorstellung vollständig ab. Glücklicherweise wurde beim Brand niemand verletzt.

Der Brand stellte Zürich vor die unangenehme Tatsache, dass die Stadt kein Theatergebäude mehr besass. Die Aktiengesellschaft einigte sich mit der Stadt auf einen Neubau eines Theaters. Die Stadt Zürich konnte sich am Neubau allerdings nicht direkt finanziell beteiligen, schenkte aber das Grundstück beim Sechseläutenplatz für das Errichten eines neuen Theaters. Der Kanton Zürich beteiligte sich mit 30‘000 Fr. Die Baukommission entschied sich aus zeitlichen und finanziellen Gründen für einen bereits bestehenden Theater-Entwurf des Wiener Architektenbüros Fellner und Hellmer, der eigentlich für Krakau vorgesehen war.

Stadttheater

Das «Stadttheater» wurde innerhalb von 16 Monaten gebaut. Es wurde am 1. Oktober 1891 mit Richard Wagners Lohengrin eröffnet. Leider blieb das Haus weiterhin nicht von finanziellen Nöten frei; die Euphorie der Neueröffnung liess mit der Zeit nach. Im Zürcher Parlament wurde über die Theaterpolitik heftig diskutiert – wo sollen die Stadt und der Kanton eingreifen, wo nicht und mit welchen Bedingungen verknüpft? Wieso sollten öffentliche Gelder in ein privates Theater fliessen, dessen Publikumszahlen konstant sinken? Erneut musste die Theater-Aktiengesellschaft 1899 bei der Stadt ein Gesuch um Erhöhung der jährlichen Subventionen einreichen und mit der Schliessung des Hauses drohen.

Erst mit einer Volksabstimmung 1908 wurden dem Stadttheater ein Betrag von 50‘000 Fr. zugesprochen. Eine erneute Volksabstimmung 1958 setzte die jährlichen Beträge für den Theaterbetrieb neu fest.

Im Vorfeld der Volksabstimmung von 1980, bei der es um den Erwerb und Umbau des Hauses durch die Stadt ging, entbrannte eine regelrechte Schlacht, die als Opernhaus-Krawalle in Erinnerung bleibt. Allerdings sprach sich die Bevölkerung der Stadt Zürich deutlich für die Vorlage und damit den Umbau aus. So entstanden neue Subventionsverträge zwischen der Stadt und den vier grossen Kulturinstitutionen – dem Opernhaus, Schauspielhaus, Kunsthaus und der Tonhalle-Gesellschaft.