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Belvoirpark

Die Konzerte im Belvoirpark

«die Belvoir-Park-Gesellschaft zahlt für jedes Konzert an Sonntagen Frs. 100 sowie 10 Flaschen Bier»

Wussten Sie, dass der Belvoirpark zu Beginn seiner Existenz als öffentlicher Park mehr bot als nur die Möglichkeit, durch seine schöne Landschaft zu spazieren?

Der Belvoirpark ist eine der ältesten und schönsten Parkanlagen Zürichs und seit 1925 namentlich mit der Geschichte der Belvoirpark Hotelfachschule verbunden. Weniger bekannt ist, dass der Park Ende des 19. Jahrhunderts seinen Besucher*innen auch sportliche und kulturelle Aktivitäten bot. Auf einer neu eingerichteten Anlage konnte man ab 1895 Sportarten wie Tennis und Krocket treiben. In der Nähe der Villa Belvoir wurde 1892 ein neuer Pavillon gebaut, der in den Sommermonaten für Unterhaltungsmusik genutzt werden sollte.

Von den Eschers zur Belvoir-Park-Gesellschaft

Der Park liegt auf dem Gelände, das seit 1826 der Familie Escher gehört hatte. Heinrich Escher liess die Villa erbauen und gestaltete den Garten mit ausgesuchten und ungewöhnlichen Bäumen.

Der Standort des Musikpavillons gegenüber der Villa Belvoir. Gezeichnet von Jul. Fehr (1892) Der Standort des Musikpavillons gegenüber der Villa Belvoir. Gezeichnet von Jul. Fehr (1892) Stadtarchiv Zürich VII.21.:5.2.3. XIV.3/2: Nachweis (Eigentum des Stadtarchivs Zürich. Urheberrechtlich geschützt)

Lydia Welti-Escher (1858–1891), seine Enkelin und Tochter Alfred Eschers, vermachte ihr Vermögen und auch das Anwesen dem Bund zur Gründung der Gottfried-Keller-Stiftung, kurz bevor sie sich nach ihrer skandalträchtigen Affäre mit dem Maler Karl Stauffer und Scheidung von ihrem Ehemann das Leben nahm.

Einmal an die Gottfried-Keller-Stiftung übergangen, drohte die Belvoirparkanlage aufgrund finanzieller Schwierigkeiten zerstört zu werden. Zu ihrer Finanzierung sollte die Liegenschaft verkauft werden. Um den Park vor einer eventuellen Zerstückelung des Landes durch Überbauung zu retten, appellierten Eduard Guyer-Freuler, Arnold Bürkli-Ziegler und Karl Fierz-Landis an die Zürcher Bevölkerung. So wurde 1891 die Belvoir-Park-Gesellschaft gegründet, die den Park übernahm und für die breite Öffentlichkeit zugänglich machte. Die Gesellschaft, die den Park weiter pflegte und ausbaute, organisierte auch die Sport- und Musikangebote im Park. Die Sportanlagen wurden mit der Zeit rege genutzt, während sich die Konzerte aufgrund verschiedener Faktoren als nicht rentabel erwiesen.

Ein Musikbetrieb mit vielen Hürden

Inserat für das Saison- und Pavilloneröffnungskonzert Zürcher Theater- und Concert-Blatt (25. Mai 1892) Inserat für das Saison- und Pavilloneröffnungskonzert Zürcher Theater- und Concert-Blatt (25. Mai 1892) Stadtarchiv Zürich VII.21.: 5.3.1. XIX.4a/1: Nachweis

Die Organisation und Durchführung der geplanten Konzerte war von Anfang an eine Herausforderung. Ohne einen Konzertsaal oder die Möglichkeit, bei schlechtem Wetter an einen überdachten Ort ausweichen zu können, gab es im Belvoirpark nur den Musikerpavillon.

Konzerte konnten – je nach Wetter – nur kurzfristig angekündigt werden oder mussten noch im Laufe des Nachmittags abgesagt werden. Die Ungewissheit, ob gespielt würde, war für Publikum wie die auftretenden Musiker unattraktiv und verursachte finanzielle Verluste für die Gesellschaft. Auch standen die Konzerte im Belvoirpark in Konkurrenz mit den Unterhaltungskonzerten im Zürichhornpark oder – vor allem – in Pavillon und Garten der Neuen Tonhalle in der Nachbarschaft.

Zusätzlich hatte das Organisationskomitee Schwierigkeiten, geeignete Ensembles für die geplante Konzertreihe zu finden. Nachdem ein Vertrag mit dem Tonhalle-Orchester scheiterte, war die Gesellschaft dazu gezwungen, andere Ensembles aus Zürich wie das Orchester Muth, die Kapelle Preusse, den Musikerverein und das Orchester Gräner oder auswärtige Musikformationen wie die Gurnigel Kurkapelle, das Wiener Damenorchester und die Konstanzer Regimentsmusik zu engagieren.

Da über die ersten fünf Jahre (1892–1896) sowohl die Zahl der geplanten und tatsächlich durchgeführten Konzerte als auch diejenige der Konzertbesucher kontinuierlich sank, beschloss die Gesellschaftsleitung, die Konzertreihe nicht fortzusetzen. Zwischen 1894 und 1901, als die Stadt Zürich die Anlage übernommen hatte, fanden nur noch sporadisch Konzerte statt, teilweise auf Anfrage von Züricher Musikvereinen wie dem Männerchor-Orchester Enge und dem Sängerverein Harmonie, als auch ein von der Offiziellen Verkehrskommission Zürich gesponsortes Nachtfest mit der Zürcher Stadtmusik Concordia im Jahr 1900.